Prof. Dr. Drosten vor Corona-Ausschuss: BSW-Abgeordnete fordern Antworten

Pressemitteilungen
, 15. Mai 2025

Am morgigen Freitag, dem 16. Mai 2025, wird Virologe Prof. Dr. Christian Drosten im 1. Corona-Untersuchungsausschuss des Sächsischen Landtags als Sachverständiger öffentlich angehört. Die Landtagsabgeordneten Ines Biebrach und Jens Hentschel-Thöricht (beide Bündnis Sahra Wagenknecht, BSW) kündigen an, den prominenten Experten kritisch zu befragen.
Im Mittelpunkt steht dabei die Aufarbeitung der Pandemie-Politik – insbesondere soll der Ausschuss klären, welche Rolle Prof. Dr. Drosten in der politischen und wissenschaftlichen Beratung während der Corona-Pandemie spielte und wie belastbar die wissenschaftlichen Grundlagen der staatlichen Maßnahmen waren.

Die BSW-Abgeordneten betonen, dass der Untersuchungsausschuss umfassend beleuchten muss, auf welcher Grundlage und mit welchen Folgen die Corona-Entscheidungen getroffen wurden. „Die Bürgerinnen und Bürger haben ein Recht darauf zu erfahren, welche Maßnahmen wirklich geholfen haben und welche vielleicht nicht“, erklärt Ines Biebrach. „Prof. Drosten war einer der wichtigsten Berater der Regierung – wir erwarten von ihm klare Auskünfte dazu, wie evidenzbasiert die Empfehlungen waren und ob es im Verlauf der Pandemie Fehlannahmen gab.“

Konkret wollen Biebrach und Hentschel-Thöricht im Ausschuss unter anderem folgende Fragen stellen:
Rolle von Prof. Drosten in der Politikberatung: Inwieweit hat Drosten die Entscheidungen der Politik in Bund und Land beeinflusst und mitgesteuert? Welche Verantwortung trägt er für zentrale Empfehlungen und Leitlinien der Corona-Politik?
Belastbarkeit der wissenschaftlichen Grundlagen: Wie stichhaltig waren die Daten und Modelle, auf die sich drastische Maßnahmen stützten? Etwa die herangezogenen Inzidenzwerte als maßgeblicher Indikator, die Wirksamkeit und Verhältnismäßigkeit der 2G-Regeln sowie die Strategie der Impfkampagne – basierten diese Entscheidungen auf solider wissenschaftlicher Evidenz?
Umgang mit der Laborhypothese: Wie wurde die These eines möglichen Laborursprungs des Virus behandelt? Gab es einen offenen wissenschaftlichen Diskurs darüber oder wurden alternative Erklärungsansätze zum Ursprung von SARS-CoV-2 vorschnell ausgeschlossen?
Politische Einflussnahme auf Behörden: Haben politische Vorgaben die Arbeit des Robert Koch-Instituts (RKI) oder anderer Fachgremien beeinflusst? Inwieweit spielte politischer Druck bei der Bewertung der Lage und bei Entscheidungen über Maßnahmen eine Rolle?
Folgen der Maßnahmen für Kinder und Jugendliche: Welche Auswirkungen hatten Lockdowns, Schul- und Kitaschließungen, Kontaktbeschränkungen und andere Maßnahmen speziell auf Kinder und Jugendliche? Wurden dabei die besonderen Bedürfnisse und Rechte junger Menschen ausreichend berücksichtigt?
Risikogruppen und Differenzierung: Wurden bei der Pandemie-Bekämpfung relevante Unterschiede zwischen Bevölkerungsgruppen beachtet? Etwa der höhere Schutzbedarf von Senioren und vulnerablen Personen gegenüber der vergleichsweise geringeren Gefährdung von Kindern – wurden Risiken angemessen abgewogen oder galt ein und dieselbe Strategie für alle?

„Wir werden Prof. Dr. Drosten eingehend zu diesen Punkten befragen – sachlich, aber bestimmt“, sagt Jens Hentschel-Thöricht. „Es muss transparent gemacht werden, wo die Wissenschaft wirklich sichere Erkenntnisse hatte und wo Politik möglicherweise auf unsicherer Datenbasis Entscheidungen traf. Gerade mögliche Fehlentscheidungen und deren Folgen – zum Beispiel für unsere Kinder und Jugendlichen – dürfen nicht unter den Teppich gekehrt werden.“ Hentschel-Thöricht hebt hervor, dass auch der Umgang mit kritischen Stimmen und alternativen Thesen beleuchtet werden muss: „Wenn wichtige Hinweise – etwa zur Herkunft des Virus – ignoriert oder missachtet wurden, wollen wir wissen, warum. Unser Ziel ist eine umfassende Aufarbeitung ohne Denkverbote.“

Biebrach und Hentschel-Thöricht unterstreichen, dass der Untersuchungsausschuss dazu beitragen soll, Verantwortung festzustellen und Lehren für die Zukunft zu ziehen. „Am Ende dieses Frage-Antwort-Spiels müssen wir bewerten können, was richtig oder falsch war“, so Biebrach. Beide Abgeordnete sehen die Anhörung von Prof. Dr. Drosten als Schlüsselelement dieser Aufklärung. „Die sächsische Staatsregierung stützte sich in der Pandemie maßgeblich auf den Rat weniger Experten – nun ist es an der Zeit, kritisch nachzufragen, ob dieser Rat immer gerechtfertigt war“, erklärt Hentschel-Thöricht. „Nur mit schonungsloser Transparenz können wir verloren gegangenes Vertrauen der Bevölkerung zurückgewinnen und künftige Krisen besser bewältigen.“

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